Der Wald als Archiv. Potentiale, Probleme, Perspektiven

Der Wald als Archiv. Potentiale, Probleme, Perspektiven

Veranstalter
Max Grund (Koordination der Arbeitsgruppe W.A.L.D., Exzellenzcluster ROOTS an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel)
Veranstaltungsort
Gotisches Rathaus, Luitpoldplatz 25
Gefördert durch
die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) im Rahmen der deutschen Exzellenzinitiative – EXC 2150 – 390870439
PLZ
92237
Ort
Sulzbach-Rosenberg
Land
Deutschland
Findet statt
In Präsenz
Vom - Bis
25.01.2024 - 28.01.2024
Deadline
14.11.2023
Von
Max Grund, Professur für Wirtschafts- und Sozialgeschichte sowie Geschichte des späten Mittelalters, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

Der Wald ist ein bisher noch zu selten interdisziplinär genutztes Archiv vergangener Umwelt und Gesellschaft. Potentiale, Probleme und Perspektiven der Nutzung des Waldes als Großarchiv sollen auf dem Workshop am Beispiel des Oberpfälzer Gemeinschaftsamts Parkstein-Weiden für die Zeit von etwa 1000 bis 1800 diskutiert werden.

Der Wald als Archiv. Potentiale, Probleme, Perspektiven

Unsere heutigen Wälder haben eine lange und wechselvolle Geschichte. Es gibt kaum einen Wald, dessen Erscheinungsbild sich nicht auf das Handeln der Menschen in den letzten Jahrhunderten zurückführen liesse. Dass die Beziehung Mensch – Wald aber nicht einseitig ist, wird uns aktuell mit den Konsequenzen der letzten Dürrejahre offen vor Augen geführt. Das Ökosystem Wald prägte seinerseits mit seinen Reaktionen auf menschliche Eingriffe und Veränderungen das menschliche Handeln bis hinein in die gesellschaftliche Organisation, oft mehr als uns bewusst ist. Städtische Räte, Landesherren und Inhaber des Waldbanns reagierten mit Waldordnungen, um den Nutzungsdruck auf den Wald zu senken, wenn zuviel Jungholz entnommen wurde. Auch innerhalb der Dorf- und Stadtgesellschaften wurde die Holznutzung immer wieder neu ausgehandelt, was sich direkt auf das Bestehen ganzer Wirtschaftszweige auswirken konnte. Auch die lange praktizierte Streuentnahme hatte zwei Seiten. Sie war zwar der Viehhaltung zuträglich, führte dabei aber auch zu einer bis heute sichtbaren Waldbodendegradation. Die Wechselwirkungen zwischen Aktivitäten des Menschen und den Reaktionen des Ökosystems Wald hinterlassen Spuren. Sie lassen sich auch große Zeit später noch vor Ort erfahren und rekonstruieren. Der Wald als Landschaftsform und Ökosystem, als vielfacher Hüter von Bodendenkmälern und archäologischen Quellen sowie mit einer durch seine Nutzung entstandenen, oftmals vielfältigen Schriftüberlieferung stellt insofern ein bisher noch immer wenig genutztes riesiges Archiv dar, das gleichzeitig durch die aktuellen klimatischen und gesellschaftlichen Entwicklungen akut bedroht ist. Wälder können daher als ein optimales Laboratorium verstanden werden, um im interdisziplinären Zugriff die sozio-ökonomischen, ökologischen und kulturellen Verflechtungen menschlicher Gesellschaften mit der sie umgebenden Umwelt und ihren Wandel im Laufe der Zeit zu untersuchen.

Die großen Potentiale, unvermeidbaren Probleme und langfristigen Perspektiven bei der Erschließung des Waldes als Archiv für Natur- und Kulturgeschichte wollen wir am Beispiel des in der Oberpfalz gelegenen historischen Gemeinschaftsamts Parkstein-Weiden diskutieren. Die an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel im Rahmen des Exzellenzcluster ROOTS angesiedelte interdisziplinäre und internationale Forschungsarbeitsgruppe W.A.L.D. (Woodlands and their Adjustment by humans as longtime Laboratory of dependencies and social-environmental Dynamics) trifft sich vom 25. bis zum 28. Januar 2024 in Sulzbach-Rosenberg, um die angedeuteten Themenfelder in engem Austausch mit lokalen Akteurinnen und Akteuren zu bearbeiten.

Die Workshoporganisation ist sehr an der Erweiterung der eigenen Perspektiven und der Diskussionsrunden interessiert. Wir laden daher Historiker:innen und Forscher:innen benachbarter Disziplinen, die zur Geschichte des (Oberpfälzer) Waldes arbeiten, herzlich dazu ein, bis zum 14. November 2023 ein Abstract von etwa 300 Wörtern für einen 10- bis 15-minütigen Beitrag einzureichen. Die Tagungssprachen sind Englisch und Deutsch. Bei deutschen Beiträgen sind englischsprachige Folien sowie ein vor dem Workshop einzureichendes, ausführliches Paper dringend erwünscht. Die Reise- und Übernachtungskosten werden durch das Exzellenzcluster ROOTS übernommen. Eine etwaige Publikation der Workshopergebnisse wird vor Ort besprochen.

Der Wald als Archiv. Potentiale, Probleme, Perspektiven

Our forests today have a long and varied history. There is hardly a forest whose appearance cannot be traced back to the actions of humans over the past centuries. The fact that the relationship between humans and forests is not one-sided is currently being demonstrated to us by the consequences of the last few years of drought. For its part, the forest ecosystem, with its reactions to human interventions and changes, has shaped human actions right down to social organisation, often more than we are aware of. Municipal councils, sovereigns and holders of the forest ban reacted with forest regulations to reduce the pressure on the forest when too much young wood was taken. Timber use was also renegotiated time and again within village and town societies, which could have a direct impact on the existence of entire economic sectors. There were also two sides to the long-standing practice of litter extraction. Although it was beneficial to livestock farming, it also led to forest soil degradation that is still visible today. The interactions between human activities and the reactions of the forest ecosystem leave traces. They can be experienced and reconstructed on site even a long time later. The forest as a landscape form and ecosystem, as a multiple custodian of ground monuments and archaeological sources, as well as with an often diverse written tradition that has arisen through its use, represents in this respect a huge archive that has still been little used, and which is at the same time acutely threatened by current climatic and social developments. Forests can therefore be seen as an optimal laboratory for interdisciplinary research into the socio-economic, ecological and cultural interconnections of human societies with their surrounding environment and their changes over time.

We want to discuss the great potentials, unavoidable problems and long-term perspectives in opening up the forest as an archive for natural and cultural history, using the example of the Parkstein-Weiden historical community office located in the Upper Palatinate. The interdisciplinary and international research working group W.A.L.D. (Woodlands and their Adjustment by humans as longtime Laboratory of dependencies and social-environmental Dynamics), located at the Christian-Albrechts-Universität zu Kiel in the framework of the Cluster of Excellence ROOTS, will meet in Sulzbach-Rosenberg from 25 to 28 January 2024 to work on the indicated topics in close exchange with local participants.

The workshop organisation is very interested in broadening its own perspectives and discussion panels. We therefore cordially invite historians and researchers of related disciplines working on the history of the (Upper) Palatinate Forest to submit an abstract of about 300 words for a 10- to 15-minute paper by 14 November 2023. The conference languages are English and German. For German contributions, English-language slides and a detailed paper to be submitted before the workshop are strongly encouraged. Travel and accommodation costs will be covered by the Cluster of Excellence ROOTS. A possible publication of the workshop results will be discussed on site.

Kontakt

Max Grund: mgrund@histosem.uni-kiel.de

https://projektwald.hypotheses.org